Wie die falsche Kondomgröße beinahe mein Liebesleben zerstört hätte

Wie die falsche Kondomgröße beinahe mein Liebesleben zerstört hätte

Von Mr Y

Eine Geschichte über eine gut gemeinte Norm und ihre katastrophalen Folgen. In den Hauptrollen eine Presswurst, viel Viagra und noch mehr gerissener Gummi. Außerdem zeige ich euch, wie und wo man Kondome in der richtigen Größe findet. (Falls euch nur dieser Teil interessiert, einfach ganz nach unten scrollen).


Ich kann mich noch gut an mein erstes Mal erinnern. Ich hatte praktisch keine Ahnung, was ich wann wo wie machen sollte. Einzig die Anleitung, die als Beipackzettel in der Kondompackung war, hatte ich ausgiebig studiert. Reservoir mit Daumen und Zeigefinger halten, darauf achten, dass keine Luft drinnen ist und dann abrollen. Klingt doch recht einfach. Aber wie soll man dieses verdammte Ding bloß abrollen, wenn es so klein ist, dachte ich mir damals. Mit viel Mühe schaffte ich es dann aber doch irgendwie. Nur zwickte es überall und mein Penis sah damit aus wie eine fleischfarbene Presswurst.

Natürlich wusste ich damals bereits, dass ich überdurchschnittlich gut bestückt war. Wie jeder Junge in diesem Alter hatte ich bereits meinen Penis vermessen und mit anderen verglichen. Trotzdem dachte ich mir, dass ich wahrscheinlich beim Überziehen irgendetwas falsch gemacht hatte. Schließlich war es das erste Mal, eine Ausnahmesituation. Aber auch beim zweiten, dritten und allen weiteren Malen wurde es nicht besser. Ich probierte verschiedene Marken und Hersteller aus, vom Standardkondom bis zur XXL-Version. Keines wollte recht passen. Alle waren so eng, dass es schon weh tat. Mir, als pubertierender Teenager, war das ganze sehr peinlich. Deshalb wollte ich auch mit niemandem darüber sprechen. Lieber ertrug ich mein Kondomproblem stillschweigend. Immerhin gab es im Ausgleich dafür ja Sex.

Dann kam die erste große Liebe. Sie nahm die Pille und so war dieses leidige Thema erstmal vom Tisch. Nach einigen Jahren ging die Beziehung aber in die Brüche und wir trennten uns. Als frischgebackener Single zog es mich die nächsten Monaten von Party zu Party. Dort machte ich die eine oder andere Bekanntschaft mit netten Damen und landete irgendwann auch mit einer von ihnen im Bett.

Es wird schlimmer

Plötzlich war es wieder da, mein Kondomproblem. Und dieses Mal schien dieses Gummiding sogar noch kleiner und noch enger zu sein als damals. Oder ich war in den letzten Jahren weiter gewachsen. Das waren Gedanken, die mir in jener Nacht durch den Kopf gingen, als ich mich mit dem Kondom abmühte. Als ich es dann endlich übergezogen hat und loslegen wollte, merkte ich wie mein Penis immer schlaffer wurde. Offensichtlich war er von diesem engen Gefängnis, dass ihm die Blutzufuhr abschnitt, ebenfalls nicht begeistert. Meine weibliche Begleitung meinte dazu, dass könne jedem einmal passieren und es sei nicht so schlimm. Ihr Tonfall sagte aber etwas anders. In dieser Nacht lief dann auch nichts mehr.

Dieses Erlebnis kratzte stark an meinem männlichen Ego. Weitere One Night Stands verliefen ähnlich frustrierend. Bis zum Überziehen des Kondoms stand mein Penis immer wie eine Eins. Doch sobald ich ihn in die Latextüte zwängte, fiel er in sich zusammen und war zu nichts mehr zu gebrauchen.

Kleine, blaue Pillen

Ich war so verzweifelt, dass ich meine Scham überwand und offen mit anderen darüber sprach. Ich fragte in Drogeriemärkten und Apotheken nach, ob es noch größeren Kondome gibt. Ich bekam aber immer die gleiche Antwort. Bis auf die Pseudo-XXL-Kondome, die nur unmerklich größer als die Standardversion waren, gab es nichts. Ich sprach mit meinen männlichen Freunden darüber. Jene, die mit einem Normpenis gesegnet waren, konnten mein Dilemma nicht nachvollziehen. Andere wiederum kämpften mit ähnlichen Problemen. Und einer riet mir schließlich zu Viagra.

Ich besorgte mir eine Packung, auch wenn ich anfangs eher skeptisch war. Das Ergebnis der ersten Selbsttests überraschte mich dafür umso mehr. Mein Penis stand nach Einnahme wie ein Fels in der Brandung. Selbst das engste Kondom konnte ihm nichts mehr anhaben. Ich war überglücklich. Damit sollte einem erfüllten Sexleben nichts mehr im Weg stehen. Der erste Feldtest mit Partnerin belehrte mich aber eines besseren. Als ich das Kondom übergezogen hatte, spannte und drückte es stark. Mein Penis blieb aber dank Viagra unverändert steif und wir konnten starten. Nach einigen Minuten der Leidenschaft merkte ich plötzlich, wie der einengenden Druck auf meinen Penis verschwunden war. Ein Kontrollblick bestätigte, das überdehnte Kondom war der reibenden Action nicht gewachsen gewesen. Es war einfach gerissen.

Leider war dies keine Ausnahme. Immer wieder passierte es, dass das Kondom während des Sexs seinen Dienst aufgab. Damit löste auch Viagra mein Problem mit Kondomen nicht wirklich. Es verschob sich nur, quasi vom Regen in die Traufe. Über Jahre hinweg quälte ich mich so durch mein Liebesleben. Ich probierte verschiedene Kondommarken und tauschte mich mit Leidensgenossen aus. Stets erfolglos.

Die Erleuchtung

Eines Tages entdeckte ich schließlich im Internet den Hersteller My.Size, der echte Übergrößenkondome anbietet. Damit ihr euch den Unterschied vorstellen könnt, hier ein paar Zahlen. Ein normales Durex Standardkondom hat eine Breite (halber Umfang) von 56 mm. Die XXL-Kondome von Durex sind tatsächlich nur einen Millimeter breiter. My.Size hingegen bietet Kondome von 47 mm bis 69 mm.

Praktischerweise bieten My.Size und mittlerweile auch anderen Webseiten Tabellen an, über die man ganz einfach die richtige Kondomgröße bestimmen kann (Links findet ihr unten). Mir wurden die 69er empfohlen, die ich sofort über Amazon bestellte. Als ich ein solches Kondom das erstes Mal probierte, verstand ich nach über zehn Jahren des Rätselns endlich, was im Kondom-Beipackzettel mit “Über den Penis abrollen” gemeint war. Plötzlich ging es ganz einfach. Nichts mehr zwickte, nichts mehr drückte. Das Kondom schmiegte sich über meinen Penis wie eine zweite Haut, die ich kaum spürte. Für den Besitzer eines Normpenises Alltag, für mich aber eine wahre Erleuchtung. Seither gehören Potenzproblemen und gerissene Kondome der Vergangenheit an. Eine wahre Wohltat für mein Selbstvertrauen, mein Sexualleben und meine Beziehung.

Hinweis: An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass ich nicht von My.Size bezahlt werde oder für dieses Unternehmen Produktwerbung machen möchte. Es ist einfach so, dass My.Size der einzige mir bekannte Hersteller ist, der Kondome vertreibt, die einen vernünftigen Größenbereich abdecken.

Die Kondomnorm DIN EN 600

Natürlich war ich froh, nach über einem Jahrzehnt endlich eine echte Lösung für mein Kondomdilemma gefunden zu haben. Ich fragte mich aber auch, wieso einzig My.Size Kondome in verschiedenen Größen anbietet. Warum kann man im Supermarkt oder der Drogerie nur Kondome in einer oder zwei Größen kaufen. Stellt euch vor, Deichmann würden plötzlich sagen, ab jetzt werden nur noch Schuhe in den Größen 39 und 40 verkauft. Wem diese nicht passen, der hat Pech gehabt. Undenkbar, doch genauso wird es bei Kondomen gemacht.

Bei meiner Recherche nach dem “Wieso” bin ich über die Kondomnorm DIN EN 600 gestolpert. Laut dieser muss ein Kondom mindestens 17 cm lang und maximal 56 mm breit sein. Dazu wurde hier anscheinend der Durchschnittspenis ermittelt und dann zum Standard erklärt. 2002 wurde diese Norm durch eine neuere abgelöst, die keine Maximalbreite mehr vorsieht. Dennoch halten sich die meisten Kondomhersteller bis heute an die 56 mm als Obergrenze. Ich kann nur spekulieren, wie es zu dieser Einschränkung kam, die sowohl Männer mit größeren als auch kleineren Penissen komplett ignoriert.

Vielleicht verfügen die Verfasser der Norm sowie die CEOs der meisten Kondomhersteller über Durchschnittspenisse und empfinden größere Kondome als Angriff auf ihr männliches Ego. Vielleicht sind sie einfach schlecht in Statistik und denken, der Durchschnittswert bedeutet, dass alle Männer Penisse genau dieser Größe haben. Vielleicht hatte man einfach Angst, dass viele Männer zu große Kondome kaufen, die während des Sexs abrutschen könnten und dabei vergessen, dass auch zu kleine Kondome, die reißen, keine bessere Alternative sind.

Was ich mich hier aber am meisten überrascht bzw. schockiert hat, ist, dass nach wie vor fast alle Hersteller lieber einer Norm folgen, die bereits vor 15 Jahren abgeschafft wurde, als auf die Anforderungen ihrer Kunden einzugehen. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Kondome und Penisgrößen noch immer eher ein Tabuthema sind. Gerne werden darüber flache Witze gemacht, aber auf einer sachlichen Ebene befassen sich nur die wenigsten damit. Doch genau das wäre so wichtig für den sicheren und richtigen Einsatz dieses Verhütungsmittels. Besonders wenn wir daran denken, dass viele Männer lieber ungeschützen Sex haben, als ein Kondom zu verwenden, das nicht passt und sich daher sehr unangenehm anfühlt. Daher hoffe ich, dass ich mit diesem Artikel etwas Aufklärungsarbeit leisten und dem einen oder anderen Nichtnormpenisträger helfen konnte.

Wie bestimme ich meine Kondomgröße

Zum Abschluss noch kurz zusammengefasst, wie ihr die richtige Kondomgröße findet. Wichtig für den sicheren und angenehmen Sitz des Kondoms ist vor allem die Breite. Die Länge ist eher nebensächlich. Um die passende Breite zu bestimmen, müsst ihr nur mit einem Maßband den Umfang eures Penises messen. Die Breite des Kondoms sollte etwas kleiner als der halbe Umfang sein. Falls ihr zwischen zwei Größen liegt, empfiehlt es sich, einfach beide Größen zu bestellen und zu testen.

Online-Tabellen zur Bestimmung der Kondomgröße: